Erziehung ist Nahrung für die Seele
Erziehung ist Nahrung für die Seele
Vielen wird es einen Aufschrei der Empörung entlocken, wenn ich für Grenzen plädiere.
Doch vorab, ich bin kein erklärter Feind des Fortschritts und Menschen grundsätzlich freundlich gesinnt.
Was ich allerdings seit einiger Zeit beobachte und was seit geraumer Zeit auch Stoff einiger sozialkritischer Bücher ist,
lässt mich Alarm schlagen.
Seit langem ist ein Anstieg psychischer Störungen und eine steigende Frustration, trotz aller Freiheiten, zu verzeichnen.
ADS, ADHS, Narzissmus, Egomanie, … sind mittlerweile fast Normalzustand und dienen als Ausrede für viele Unzulänglichkeiten,
die auf fehlende Aufmerksamkeit zurückzuführen sind.
Nein, ich möchte keinesfalls „die harte Hand“ vergangener Jahre zurück. Diese „Erziehungsmethode“ hat mehr Kinderseelen zerstört,
als „normale“ Menschen geschaffen ! Ganz abgesehen vom unsäglichen Leid der Opfer.
Wir kommen sozusagen als „Humanlarven“ auf die Welt. Unsere einzige Grundaustattung sind unsere Triebe, denen wir lauthals Ausdruck verleihen, denn eine differenzierte Sprache erlernen wir erst mit der Zeit und nur durch die Interaktion mit unseren Bezugspersonen.
Und da fängt es schon an, denn Babys sehen statt eines ausdrucksstarken, ihm zugewandten Gesichtes, das Emotionen mit Mimik verbindet, ein Gesicht, das auf einen Bildschirm starrt, eine Hand am Kinderwagen hat und „beschäftigt“ ist.
Wünsche des Kindes erfahren keine Aufmerksamkeit.
So tritt man schon als Säugling mit den Medien, um die Aufmerksamkeit der Bezugsperson in Konkurrenz.
Hat man diese, wird man ausdruckslos abgefertigt, denn man „belästigt“ sie bei der scheinbar wichtigsten Tätigkeit.
So lernt der Säugling, dass er nur die zweite Geige spielt und gegen das Medium immer verliert.
Die Mutter hält das Phone für wichtiger und das löst Ungeahntes aus.
Es kann sich keine Selbstwirksamkeitsüberzeugung und somit keine Ausgeglichenheit entwickeln.
Außerdem entwickelt das Baby durch die fehlende mimische Untermalung von Gemütszuständen, die eine „normale“ Kommunikation in dem Fall prägt, keine Empathie und die Sprachentwicklung bleibt auch weit hinter den Möglichkeiten zurück.
Später, als „Besitzer“ eines Smartphones (was ist daran smart ?), beschränkt sich Kommunikation auf 120 Zeichen einer SMS.
So leider auch der Wortschatz und der Umgang mit Sprache, Kommunikation und deren Wertschätzung.
Das pflanzt sich durch alle, eigentlich wichtigen, Lebensphasen und schließlich macht der Jugendliche genau das,
worüber man sich gerne mal negativ äußert.
Er/ Sie verbringt viel, viel zu viel Zeit mit virtuellen Dingen, statt mit dem Leben und entwickelt in den meisten Fällen MAIDS
(mobile and internet dependency syndrome). Und die Falle schließt sich !
In eigentlich allen Phasen der Entwicklung ist man abhängig vom Beispiel der Bezugsperson(en) und lotet Grenzen aus,
in denen man sich bewegen kann.
Die sind kulturell unterschiedlich und „erziehen“ zu einem Mitglied der Gesellschaft (was man differenziert sehen muss).
Doch dadurch, dass wir seit Aufkommen des Internets, aus Bequemlichkeit mehr und mehr aufgegeben haben und die Kinderseelen schutzlos den Machenschaften Erwachsener aussetzten, entstanden Menschen, die gesellschaftliche Umgangsformen nicht kennen, nicht vorgelebt, nicht vermittelt bekommen und die Aggressivität mit denen sie ihr Verhalten verteidigen, macht die Gesellschaft stumm und so gibt es keinerlei Regulans für egoistisches, rücksichtsloses Verhalten.
Eine Psychologin und -therapeutin schrieb dazu:
„Kinder sind meist nicht glücklich und zufrieden, wenn sie Grenzen gesetzt bekommen oder unliebsame Tätigkeiten und Pflichten übernehmen müssen. Dennoch müssen sie lernen, gegen das Lustprinzip zu handeln, sich einzufühlen, kurzfristig auf etwas zu verzichten,
um langfristig ein Ziel zu erreichen.
Sie müssen soziales Verhalten lernen und die Bedürfnisse ihrer Umwelt berücksichtigen.
Wenn Eltern von sich fordern, immer glückliche Kinder zu haben, die mit ihren Eltern zufrieden sind, wird es ihnen entweder unmöglich, Grenzen zu setzen, oder aber sie plagen sich mit Schuldgefühlen herum, weil die Kinder ärgerlich, enttäuscht oder traurig sind.
Der glückliche Umstand, dass Kinder etwas einsehen werden und gern unliebsame Tätigkeiten übernehmen, tritt sehr selten ein.
Eltern müssen deshalb akzeptieren lernen, dass Kinder ab und zu negative Gefühle ihnen gegenüber empfinden.
Dies bedeutet nicht, dass sie schlechte Eltern sind.
Im Gegenteil, sie riskieren die momentane Ablehnung der Kinder, um ihnen wichtige Lebensprinzipien beizubringen.
Das ist viel schwerer, als den Kindern alles durchgehen zu lassen.
Mit der Mitteilung: „Ich weiß, dass Du jetzt enttäuscht, verärgert … reagieren magst, aber es ist wichtig, dass du …, weil du sonst …“ können Eltern beispielsweise ihr Verhalten erläutern und gleichzeitig Verständnis gegenüber den Kindern signalisieren.“
Alles in allem, Erziehung ist Arbeit und kein pures Vergnügen, wie manche es gerne hätten. Man muss mit liebevoller Konsequenz, wichtige Prinzipien vermitteln und darf dabei nie vergessen zu signalisieren, dass unerwünschtes Verhalten oder Irrtümer keinen Einfluss auf die entgegengebrachte Liebe haben.
Erwünschtes Verhalten mit Liebe „erkaufen“ gab es früher zuhauf und das ist nicht der Weg.
Wir sind die Erfahreneren und sollten wissen was man erlernen sollte, um eine rücksichtsvolle Gesellschaft zu formen und dabei weniger von unserem Ego ausgehen, als von den Wünschen anderer.
Grundsatz:
Was Du nicht willst, was man Dir tu,
das füg‘ auch keinem anderen zu !
Is Odil
Aus meinem Kalender:
„Die Angst vor der Schlaflosigkeit: „Werde ich schlafen ?“
ist eine Überschätzung des Ich.
Hier zeigt sich der Segen einer wahren Beurteilung, deren Wesen der Denker Montaigne
in einem kurzen Satz zusammenfasst:
„Was kann den Übles treffen,
der bereit (und fähig. A.d.R.) ist, zu leiden ?“
„Es könnte sein, dass ich diese Nacht wieder nicht schlafe. Gut, ich bin bereit zu dulden.
Es mag auch ohne den Schlaf gehen und die Entspannung wird kommen.“
Und es mag wohl sein, dass allein dieser Gedanke des Sich-Fügens
diese Entspannung schafft.
(Dr. Paul Dahlke)
(hierzu der Link Unverzichtbarer Verzicht)