Warum
Warum
Ja, genau, was meint ’n Nietzsche damit, wenn er sagt:
„Wer ein Warum zu leben hat,
erträgt so manches Wie.“ ???
Da ich meinen „Freitagsblog“ schon am Mittwoch veröffentlicht habe, hier ein Essay über den Spruch,
der mir dabei wieder ins Bewusstsein gerufen wurde.
Ich zitierte Viktor Frankl, der meinte:
„Das heißt: Wer um einen Sinn seines Lebens weiß, dem verhilft dieses Bewusstsein mehr als alles andere dazu,
äußere Schwierigkeiten und innere Beschwerden zu überwinden.“
Damit ist eigentlich alles gesagt. Doch dafür muss man für sich deuten, was innere Beschwerden sind
und was für einen eine äußere Schwierigkeit darstellt. Denn das ist Anssichtssache, im Endeffekt Einstellungssache !
Und genau daran fehlt es, wenn Geisteswissenschaften, Philosophie, Religionsphilosophie, etc. nicht gelehrt werden,
wenn es dem Hirn nicht ermöglicht wird, sich über Zusammenhänge eine Meinung zu bilden und man die Weisheit nicht ins Leben integriert, sondern im Altenheim „endlagert“
Von Anbeginn an, sucht der Mensch nach Beispielen, testet aus wie weit er gehen kann und übertritt so manche Grenze.
Grenzen sind dynamische Prozesse zwischen Erziehung und dem, sich entwickelnden, Ego.
Zum Großteil werden sie von einer „gesellschaftlichen Norm“ gezogen, in denen man sich bewegen kann, ohne sie übermäßig zu strapazieren.
Ein gemeinschaftlicher Konsens also.
Es liegt in der Natur der menschlichen Entwicklung, Grenzen auch mal zu überschreiten.
Das mag häufig gut gehen, denn der Selektionsdruck macht sich erst nach Generationen bemerkbar,
sonst würde man schnell in gegebenen Grenzen handeln.
Unsere Triebe, sind dem Verhalten eines Hundes sehr ähnlich (weswegen manche sogar beide Erziehungsformen vorerst gleichsetzen).
Ich trete jeden Tag gegen sie an, Kampfhunde sind bei mir groß geworden und somit kenne ich beide Seiten.
Ich kann bestätigen, wenn man einmal die nötige Konsequenz schleifen lässt, wird eine Grenze „aufgeweicht“
und es ist beiden kaum auszutreiben, was sie sich bisher „rausgenommen“ haben.
Meine damalige Freundin, fasste es mal so zusammen:
„Einmal erlaubt, immer erlaubt“
Da setzt Erziehung an, denn verständlicherweise haben wir nicht so viel Zeit, wie die Evolution.
Eine Erziehung sollte ist immer liebevolle Konsequenz zuallererst mit sich selbst.
Denn eine Maxime ist:
„Verlange von anderen nicht, was du nicht selbst gemeistert hast !“
So wurde ein weiser Mann von einem Vater gebeten, er möge seinem Kind sagen, es solle nicht so viel Zucker essen.
Der weise Mann sagte: „Komm in ein paar Tagen wieder !“
Der Vater tat, wie geheißen und kam nach ein paar Tagen wieder.
Der Weise beugte sich zum Kind und sagte:
„Iss‘ nicht so viel Zucker !“
Der Vater war wütend und fragte den weisen Mann, ob er es nicht gleich hätte sagen können,
dann wär ihm ein Weg erspart geblieben.
Der Weise sagte nur:
„Nein, denn vor ein paar Tagen, habe ich noch selbst Zucker gegessen !“
Liebevoll muss Erziehung sein, weil man verhärtet, wenn man sich unbedacht tadelt
und als „Erfahrenerer“ die Gesetze des Lebens verinnerlicht haben sollte
und konsequent eben, weil nur durch sie eine Sicherheit entsteht die dazu führt, dass man sich entweder
mit den Gesetzen des Lebens auseinandersetzt oder sie eben befolgt, weil man keinen Schaden nehmen möchte.
Das Ego (und das werden alle Eltern bestätigen) testet aus, nervt, stellt Bestehendes in Frage und man muss schon ziemlich gefestigt sein,
um dem standzuhalten. Zumal es keine „Blaupause“ für richtiges Verhalten gibt.
Das kollektive Wissen weiß da besser Bescheid, doch dieses haben wir aus unserem Leben verbannt.
Keine Geschichten mit Weisheiten, wie man sich verhalten „sollte“. Keine Charakterbildung von Anfang an.
Jetzt haben wir die Menschen, die ihren „Gefühlen“ mehr glauben, als den Tatsachen
(ein gefundenes Fressen für Populisten, Querschläger, Verschwörungstheorien, …)
„Das ist nicht satirisch gemeint !“
Wenn aber Bezugspersonen in ihrer Entwicklung selbst die Grenzen verschoben haben ist das, was für die Großeltern „undenkbar“ war,
für die Eltern “normal“ und wurde für die Bezugsperson geradezu ein Recht.
Leider haben wir die kollektive Weisheit, die von Generation zu Generation überliefert wurde, aus unserem Leben ausgeschlossen.
Dieses Wissen hat uns davor bewahrt, Kinder zu bleiben, dieses Wissen ermöglichte erst einen „gesunden „Menschenverstand.
Was sollen also Heranwachsende von diesen Bezugspersonen lernen ? Was schauen sie sich ab ? Welchen Umgang lernen sie ?
Welche Werte entwickeln sie ?
Jetzt haben wir eine Welt von Kindermenschen, es gilt trotzig das Recht des Stärkeren.
Der Mangel an Weisheit, die kindliche Überheblichkeit des Egos rächen sich !
Sind doch schließlich die einzigen Wertesysteme im Ego zu finden, man kennt ja keine anderen.
Weder von Bezugspersonen, Erziehungsberechtigten oder aus der Schule.
Im überall, und zu früh, verfügbaren Netz, findet man Bestätigung, statt Orientierung. So lernen sie keine Wertschätzung.
Weder von Menschen, noch von Tieren, noch von Dingen. Sie haben keinerlei Kontrolle über ihre Impulse (s. Blog Smart),
sie haben kaum eine Chance gegen die möglichen Auswirkungen der Klimakatastrophe,
im Gegenteil, wegen fehlender Weitsicht befeuern sie diese noch !
Sie können gar nicht wissen, was sie tun. Denn sie haben weder Beispiel, das zeigt, wie viel mehr man
durch ein wenig Selbstbeherrschung und Zielstrebigkeit erreichen kann,
noch eine Orientierung, ein Wertesystem, das Gut und Böse definiert (sie gelten nicht immer absolut, aber die Beschäftigung mit dem Gedanken, bringt doch manche Erkenntnis !)
Es kommt kein innerer Dialog über das Für und Wider, schlicht die Beurteilung eines Ereignisses im langsamen Denken zustande
(s. Blog Trotzdem).
Haben wir keine Vorstellung von der Bedeutung eines Ereignisses entwickelt, ist alles Äußere eine Schwierigkeit
und innere Beschwerden nehmen wir gar nicht mehr wahr. Es fehlt eine Differenzierung aufkommender Gefühle und ein größerer Rahmen, um etwas richtig sehen zu können. Um Ereignisse einordnen zu können !
Blau = Stimme des Egos
Rot = Stimme des Gewissens
Man kann nicht von Anfang an die Stimme des Gewissens hören !
So einsilbig, wie man sich entwickelt, so einsilbig ist der Dialog mit der Welt. Tiefgründigkeit scheint eine ansteckende Krankheit zu sein
und ich verzweifel‘ oft genug an Menschen, die sich nicht einmal vorstellen können, warum ich der Meinung bin,
dass sie mir das falsche empfehlen, dass sie die falsche Antwort geben, dass sie Rechtschreibung nicht beherrschen,
dass sie Redewendungen durcheinander mixen, dass sie eine Oder- Frage mit Ok beantworten, dass sie…,
es ist eine endlose Liste !
Das alles völlig schmerzfrei, denn sie haben weder eine Vorstellung von dem, was gemeint sein könnte, noch halten sie es für möglich, einen Fehler begangen zu haben.
Ich muss mir immer wieder klarmachen, dass sie es schlichtweg nicht wissen können und einfach dummdreist tun,
was sie glauben, gerade zu wollen.
Zitat Schopenhauer:
„Der Mensch kann zwar tun,
was er will.
Doch er kann nicht wollen,
was er will.“
Aber ich schwafel ab. Das Nietzsche- Zitat, bedeutet nichts anderes, als dass man einen Sinn im Leben braucht,
um ihm und allem was damit zusammenhängt, widerstehen zu können.
Denn die Zähigkeit des Lebensprinzips an sich macht die sehr lange Geschichte der Evolution des Lebens aus.
Doch einen Sinn findet man niemals in der virtuellen Welt oder im Netz.
Diese sind bewusst oberflächlich gehalten, denn mit Oberflächlichkeit kann man Sucht erzeugen, was sie ja tun
(s. Blogs Smart und Is‘ ja gut jetzt).
Der am besten Angepasste, überlebt (Survival of the fittest) und nicht der Stärkste
(im Grunde, werden „besondere“ Fähigkeiten, erst durch innere Stärke erlernt).
Hat man also ein Ziel im Leben (früher aus Glaube, Religion, Philosophie, …entstanden),
so sieht man äußere Schwierigkeiten in einem anderen Licht.
Manche sind es einfach nicht wert, sich damit auseinanderzusetzen,
andere meistert man mit Zähigkeit und geht gestärkt aus ihnen hervor.
Diese Erfahrung macht den Unterschied zwischen einem oberflächlichem Leben, das einfach vorbei geht, das einfach geschieht
und einem intensiven, selbstbestimmten und tiefgründigen Leben. Die einen haben keine Selbstkontrolle und werden gelenkt,
die anderen können frei leben. Betonung liegt hier auf Können, denn Tiefgründigkeit bedeutet nicht automatisch Freiheit.
Sie ist nur Voraussetzung für ein freies Leben.
Wir alle haben von Natur aus das Potential, intelligente, vorausschauende, ganze (s. Blog Notwendig), glückliche Menschen zu werden.
Aber der Start wird uns von labilen, selbstsüchtigen, an der Realität vorbeilebenden Eltern erschwert.
Wie begierig lernen wir anfangs alles, um im Überlebenskampf eine Chance zu haben und unser Wissensdurst,
um uns so gut wie möglich vorzubereiten, wird durch Konsumzombies derart gebremst,
dass nur ein Dasein als willfähriger Konsument ohne Kampf möglich scheint.
Wir haben unserem Nachwuchs Wissen versagt, weil wir nicht mehr darüber verfügten. Wir haben es ja so übermütig abgestempelt !
Doch genau diese oberflächlich Handelnden, machen die Welt kaputt und weisen jede Verantwortung von sich.
„Sie war’s, sie war’s !“ „Er war’s, er war’s !“
Is Odil
Ein paar „ältere“ Gedanken:
„Das Studium der Philosophie
hat nicht den Sinn, zu erfahren
was andere gedacht haben,
sondern zu erfahren,
wie die Wahrheit der Dinge
sich verhält.“
(Thomas von Aquin)