Auseinandersetzung mit einer kritischen Stimme
Auseinandersetzung mit einer kritischen Stimme
Eine Freundin von mir sah sich genötigt, mir Folgendes zu schicken:
Worte eines australischen Reporters an die jugendlichen Aktivisten,
nach dem Klimastreik am 29.11.2019.
„Ihr seid die erste Generation, die in jedem Klassenzimmer eine Klimaanlage hat,
euer Unterricht erfolgt computergestützt, ihr habt einen Fernseher in jedem Raum,
ihr könnt den ganzen Tag elektronische Mittel verwenden.
Anstatt zu Fuß zur Schule zu gehen, benutzt ihr alle Arten von Transportmitteln mit Verbrennungsmotor. Ihr seid der größte Konsument von Konsumgütern in der bisherigen Geschichte der Menschheit. Ihr kauft ständig neue Kleidung, um „trendy“ zu sein obwohl die Sachen vom letzten Jahr noch völlig in Ordnung sind. Kaum jemand von euch repariert seine Kleidung, ihr habt keine Ahnung wie man einen kaputten Reißverschluss auswechselt geschweige wie man mit einer Nähnadel umgeht.
Es wird weggeworfen was das Zeug hält. Euer Protest wird durch digitale und elektronische Mittel angekündigt. Euer Handy, Tabletts sind 24h online. Ihr seid mit euren ganzen elektronischen Spielzeugen der größte Stromverbraucher. Leute, bevor ihr protestiert, schaltet die Klimaanlage aus, geht zu Fuß zur Schule, schaltet eure Handys aus, eure PCs, X-boxen, PS4s und lest ein Buch, macht euer Sandwich selber, anstatt es fertig in Plastikverpackungen zu kaufen.
Nichts davon wird passieren, weil ihr egoistisch seid, schlecht ausgebildet, von Leuten manipuliert, die euch benutzen, und sagen, dass ihr eine edle Sache betreibt, während ihr Spaß habt und den verrücktesten westlichen Luxus genießt.
Wacht auf und haltet bloß euer verwöhnten Mund – Findet die Fakten, bevor ihr protestiert und fangt erst mal bei euch selber an die Welt zu verbessern und erklärt nicht Menschen zu Täter, die ihr ganzes Leben lang nachhaltig gelebt haben.“
Und ich gebe ihm recht, oberflächlich ist zweifellos alles richtig, die Argumentation ist schlüssig, doch das Fazit ist tendenziös.
Aber der Reihe nach. Für den technischen Fortschritt kann die Jugend am Wenigsten, das haben ihre Großeltern initiiert
und ihre Eltern etabliert. Sie strebten ein möglichst bequemes Leben an und forderten es schließlich.
Die Jugend folgt nur dem Beispiel ihrer Eltern und nimmt Erleichterungen gerne auf.
Doch ist immer die Rede von „Ihr“, also basiert diese Argumentation auf einer Vorwurfshaltung.
Was es allerdings mit all diesen Hilfsmitteln und dem Komfort auf sich hat, konnten sie nicht ahnen.
Die eingestreuten Fallen der „Erwachsenen“, das Suchtpotential und all die fiesen psychologischen Tricks. usw. nur um die Verkaufszahlen zu steigern, sind Produkte der Vorgängergeneration, ihrer Eltern und Großeltern also, denen sie vertrauen können sollten.
Es waren zu viele auf Wohlstandmehrung aus und vergaßen dabei, bzw. haben sie nie gelernt,
ihre Verantwortung gegenüber den jungen, noch formbaren Menschen.
Sie lebten eine Machtlosigkeit gegenüber ihren Impulsen und Beeinflussbarkeit von jeglichen „News“ vor.
Es herrschte ein Ideal von „Erfolg“, der sich nur in Geld bemaß, leistungsorientiert eben.
Sicher nutzen die Jugendlichen Transportmittel, denn sie sollen ja fürs Leben lernen und die Schule besuchen, statt selbst denken zu lernen. „Fürsorgliche“ Eltern kutschieren sie oft bis ans Schulgelände, eine kritische Auseinandersetzung mit dem Leben,
in dem Fall dem Leben ihrer Eltern und Großeltern, ist nicht gewünscht und findet nur in einem radikalem Wandel Ausdruck.
Die Macht der Eltern, die ja alles vorleben, ist nicht zu unterschätzen.
Sie waren die erste Generation, der ihre eigene Bequemlichkeit wichtiger war, als ihr Erziehungsauftrag und ihre Verantwortung.
Sie machten sich Gedanken, welche Wegwerfwindel das „Beste“ und für sie Bequemste wär,
um vor anderen als verantwortungsvoll dazustehen, doch nicht welche Konsequenzen ihre Bequemlichkeit hat.
Die Aussagen über das Konsumverhalten der Jugendlichen, beziehen sich großteils auf die unkritische Masse Heranwachsender.
Doch der Klimaprotest zeigt zumindest eine Auseinandersetzung der Jugend mit den Folgen des ungebremsten Konsums
ihrer Vorgängergenerationen.
Es ist nicht zu vergessen, dass Heranwachsende erst durch ihre eigenen Fehler oder die Fehler anderer die Chance haben, zu lernen.
Fehler sind notwendig, denn nur aus ihnen kann man lernen.
Voraussetzung dafür ist allerdings ein „Bemerken“, ein „Sehen“ und neu beurteilen eines Fehlers, das zu alternativen Handlungen führt. Schlussendlich eine moralische Bewertung der Situation. Doch die vordergründigste Moral die sie erfahren, ist die der Vorgängergenerationen und die führt bekanntlich in eine Sackgasse.
Fehlt diese Reflexion, ändert sich Verhalten nicht und man denkt nur von jetzt auf nachher, doch nicht an die Folgen unseres Tuns.
Aber schon die Physik lehrt uns, dass jede Aktion zwangsläufig eine Reaktion hervorruft und sei sie noch so klein, doch in der Masse überrollen uns unsere „kleinen“ Fehler unkontrollierbar.
Das ist uralte Weisheit in der Praxis. In überschaubaren Zeitäumen, bleiben etwaige negative Folgen unseres Tuns klein und beherrschbar, doch unsere Fehler vergehen nicht und holen uns unweigerlich ein.
In den letzten beiden Absätzen, ergeht sich der Moderator in oberflächlichen Beurteilungen und einem grundsätzlichen Missverstehen.
Denn es wird niemandem der nachhaltig gelebt, bzw. es versucht hat, ein Vorwurf gemacht.
Und klar haben sie ihren Egoismus ins Jugendalter getragen. Die Entwicklung des Egos ist eine notwendige Stufe in der Entwicklung des Babys. „Normalerweise greifen Eltern dort ein, mit Aussagen wie z.B. „Der will ist tot“ oder ähnlichem, um einem drohenden Größenwahn des Kindes entgegenzuwirken. Doch heute sind sie mehr mit der Jagd nach Likes oder irgendwas beschäftigt und so entgeht das sich entwickelnde Ego des Kindes dem Regulans, einer Korrektur der Eltern oder der Gesellschaft.
Die Medien, die sie nutzen, das Beispiel ihrer Eltern und die gesamte Entwicklungsstruktur ist auf sofortige Triebbefriedigung ausgelegt, zudem haben die „Erwachsenen“ diese derart gestaltet, dass man schnell süchtig wird, und im Netz gibt es kein moralisches Handeln.
Jedem Impuls wird sofort unreflektiert Luft gemacht.
Bestes Beispiel sind die Hasskommentare auf so gut wie alles, denn irgendjemand „sieht“ es total anders und muss das sogleich kundtun oder falsches Verhalten wird „geliked“ von Menschen der gleichen Entwicklungsstufe.
Man muss nur lang genug suchen, einen „jawoll“- Kommentar gibt es für alles.
Seien wir froh um eine Jugend die sich, zumindest teilweise, mit den Folgen unseres Handelns auseinandersetzt.
Wir sind die Generation, die Lösungen suchen müsste, denn unsere Generation hat aufs falsche Pferd gesetzt.
Die nachfolgende Generation folgt „blind“ unserem Beispiel, also dem Durchschnitt ihres Erlebnishorizontes.
Doch viele haben nicht ihren Charakter im Blick, sondern ausschließlich ein „was bringt es mir JETZT“
Ist es unser Beispiel wirklich wert, dass unsere Kinder sich daran orientieren ?
Es sollte sich jeder fragen ! Was für ein Beispiel gebe ICH ?
Zeigen wir uns also endlich VERTRAUENSwürdig.
Damit wir als Beispiel und Orientierung für unsere „Schutzbefohlenen“ dienen, in einer Scheinwelt,
die Heranwachsende nicht hinterfragen können.
Denn wir lehren leider keine Grundlagen für eine fundierte Meinung.
Hier rächt sich, die wegrationalisierte Geistesbildung !
So verbreiten sich alle möglichen Falschmeldungen, denn es fehlt an der Fähigkeit, sie zu entlarven.
Populisten finden leichte Opfer, weil es an Urteilsfähigkeit mangelt, aber schnelle Lösungen, haben uns immer in die Scheiße geritten !
Mittlerweile ist die Bildbearbeitung derart fortgeschritten, dass man Falschmeldungen nur noch per Computertrick entlarven kann.
Ein optischer Eindruck reicht da nicht aus und es fehlen Hintergrundinformationen, um eine Wahrscheinlichkeit des Wahrheitsgehaltes einer Meldung überhaupt einschätzen zu können.
Wir sollten ein „man sollte“ in ein „ICH mache“ wandeln !
Is Odil
Der heutige Kalenderspruch:
„Die kluge Jungfrau hat ihr’n Schmuck
in sich allein,
die Törin denkt sich schön
in schönen Kleidern sein.“
(Angelus Silesius)
Die Wortwahl war der Zeit angemessen und hat nichts mit meiner Meinung zu tun. Es geht ausschließlich (und immer) nur um die Aussage !
Oder einer von Ghandi:
„Wahre Schönheit besteht
in der Reinheit des Herzens !“