So, die Reihe ist vorbei, jetzt etwas über die sogenannten Schlüsselarten (keystone species [Titelbild]) in Ökosystemen.
Es kristallisiert sich mit zunehmendem Wissen über die Zusammenhänge (deswegen sind sie so wichtig) heraus,
dass es in jedem Ökosystem Schlüsselarten gibt, die am Kopf einer sogenannten trophischen Kaskade stehen.
Es gibt leider keine direkte, erklärende Übersetzung (außer vielleicht den Titel), aber wenn wir uns bewusst machen,
dass buchstäblich alles mit allem zusammenhängt, wird durch eine trophische Kaskade deutlich,
wie manche Arten Einfluss auf das Vorkommen einer anderen Art, die nicht zu deren Beute gehört, hat.
Es gibt viele Beispiele, hier aber nur ein paar. Nehmen wir z.B. den in Ungnade gefallenen Riffhai.
Dessen sinnlose Bejagung, die meist nur auf die Finnen aus ist, führte zum Einbruch der Haipopulation.
Dadurch konnten sich Barrakudas enorm vermehren, die ihrerseits Jagd auf den Papageifische machen.
So nahm also die Population der Papageifische ab.
Doch Papageifische picken den Algenbewuchs von Korallen. Da es jedoch weniger Papageifische gibt,
wuchern die Korallen zu und die Polypen, also die Korallen, sterben ab.
So hat also der Riffhai Einfluss auf das Vorhandensein von Korallen.
Korallen bilden Riffe, die die Wucht der Wellen brechen und so aktiven Küstenschutz betreiben.
Zu Ende gedacht, ist also der Haifischflossensuppenliebhaber an Küstenerosion mitverantwortlich.
Eine andere Schlüsselart ist der Wolf, dessen Vorkommen erheblichen Einfluss auf die Vogelwelt im Wald hat.
Wieder etwas, worauf man nie käme. Aber mit ein paar Informationen leuchtet es ein.
Dadurch, dass wir den Wolf aus unseren Wäldern vertrieben haben, vermehrte sich das Rotwild.
Derart, dass Jäger Tiere schießen müssen („Hege“), um den Verbiss an jungen Pflanzen und Bäumen einzudämmen.
Durch den vermehrten Verbiss, wachsen immer weniger Bäume, Sträucher und Pflanzen nach
und es gedeihen nur diejenigen, die schnell genug wachsen, dem Verbiss entgehen, oder sonstwie alt genug werden können.
Durch die monotone Pflanzenwelt, gibt es auch weniger Insekten, die ihrerseits etliche trophische Kaskaden auslösen,
dadurch natürlich auch weniger Vögel. Die „Natur“ verarmt völlig. Ergo hat der Wolf Einfluss auf die Vogelwelt
Ähnlich auch der Zusammenhang zwischenn Seeottern und Kelpwäldern. Kelpwälder sind per se eine ökologische „Bomben“,
denn sie bieten zahlreichen Tieren Schutz, schützen den Nachwuchs verschiedener Fischarten (sogenannte „Kinderstube“),
speichern enorme Mengen an CO2, nehmen den Wellen ihre Energie, schützen so die Küsten, …
Nimmt die Seeotterpopulation ab, vermehren sich Seeigel (die dessen Nahrung sind).
Doch die Seeigel fressen Kelp, so hat der Seeotter Einfluss auf das Wachsen von Kelpwäldern !
Es gibt viele Schlüsselarten, so dass alleine der Schutz derer, die Wiederansiedlung, etc. von diesen
ganze Ökosysteme beleben kann. Sicher gibt es durch die Wiederansiedelung von z.B. Wölfen einen Interessenkonflikt.
Aber unser Reflex, das Problem „wegzutöten“ bewirkt das Gegenteil und den Zusammenbruch eines ganzen Ökosystems.
Hier geht es speziell um die Wiederkehr des Wolfes. Die einen sind glücklich darüber, dass der Wolf bei uns wieder Einzug hält,
andere hingegen sehen sich und ihre Herde bedroht. Dass man etwas tun muss ist klar,
denn nur durch Rückschritt schaffen wir zwar das eine Problem aus der Welt, erzeugen aber unzählige Neue.
Hier passt ein Zitat aus „Der Zauberlehrling“, wo der sich hilflose Lehrling seine Machtlosigkeit mit den Worten :
„Die Geister, die ich rief, werd‘ ich nun nicht mehr los“, eingestand
Wir müssen uns wieder daran gewöhnen, mit Topprädatoren (Spitzenraubtieren) zu leben.
Dazu ist zu sagen, dass es nur in extrem seltenen Fällen, wenn der Wolf z.B. Tollwut hat, zu Angriffen auf Menschen kommt.
Alle Angriffe von Wölfen auf Menschen wurden entweder von tollwütigen, angefütterten,
oder sonstwie an Menschen gewöhnte Wölfe verübt.
Es gibt also noch viel zu lernen, was den Umgang mit Wildtieren angeht. Wenn man sie füttert, gewöhnen sie sich daran
und man wird sie nicht mehr los. Viele glauben, mit dem Abschuss sei allen gezeigt, was passiert, wenn man „dumm tut“.
Aber weit gefehlt.
Der „Problemwolf“ ist zwar weg, aber andere können nicht von ihm lernen, sich vom Menschen fern zu halten,
er kann ja kein Beispiel mehr geben. So werden andere „nachrücken“ und die eingezäunte Herde angreifen.
Schließlich können die Herdentiere nicht flüchten und Wölfe überpringen den Zaun einfach !
Einen Lerneffekt gibt es nur, wenn der „Problemwolf“ anderen signalisiert, sich vom Menschen fern zu halten.
Um einiges besser sind da Herdenschutzhunde, sie vergraulen Fressfeinde, bevor sie zu nahe kommen.
Denn ein Wolf muss in dieser Wildnis überleben und seine Chancen stünden schlecht,
ließe er sich auf einen Kampf ein und dabei verletzt werden.
Außerdem kehrt der so verschreckte Wolf zum Rudel zurück und lehrt dem Rudel und seinem Nachwuchs,
sich von Herden besser fernzuhalten. Das hat mehr Effekt und lässt so beide in Frieden leben.
Die Wiederkehr des Wolfes, erfordert eine Anpassung unserer Haltungsform !
Damit meine ich auch die innerliche Haltung, denn nur weil man etwas nicht mehr sieht, ist es nicht weg
und die Probleme kommen in anderer Form von völlig unbedachter Seite !
Jetzt ein bisschen Psychologie :
Ein verdrängtes Problem gärt unter der Oberfläche weiter, bis es an anderer Stelle durchbricht und unser Leben ändert.
Wir spüren das gerade an der Klimakatastrophe. Wir können zwar, wenn sich der Rauch verzogen und die Luft alles verdünnt hat,
nichts mehr sehen, und doch schadet das CO2 und die Stickoxide dem Leben auf dem gesamten Planeten.
Schlimmer noch, durch Luftverschmutzung werden Stickoxide, wie die Schwefeloxide, die für sauren Regen sorgten,
rund um den Planeten verteilt, werden irgendwo vom Regen aus der Luft gewaschen und reichern die Böden mit Stickstoff an,
der wie Dünger wirkt,
Wegen Magerwiesen geschützte Gebiete, verlieren ihre Artenvielfalt, weil sie aus der Luft gedüngt werden.
Klingt vielleicht paradox, dass durch Düngung die Artenvielfalt verloren geht. Aber es ist schnell erklärt.
Jede Pflanze brauch einen bestimmten Mix an Nährstoffen. Ist also eine Pflanze irgendwo angesiedelt,
ist die nächste Pflanze dieser Art weit genug entfernt, dass sie diesen Mix wiederfindet.
Andere Pflanzen, die einen anderen Nährstoffmix benötigen füllen die Lücken und aus demselben Grund
ist auch bei ihnen der Abstand zur nächsten Pflanze groß.
So entstehen vielfältige Pflanzengemeinschaften, die verloren gehen, weil ihr Lebensraum flächendeckend gedüngt wird
und so Pflanzen der gleichen Art enger zusammenstehen. Artenvielfalt findet man also auf „mageren“ Böden.
Aus genau diesem Grund, explodieren Regenwälder geradezu vor Leben.
Erstens sind Pflanzen der gleichen Art weiter voneinander entfernt, so dass auch viele Tiere entsprechende Pflanzen finden.
Folge ist eine unglaubliche Fülle an Pflanzen und Tieren.
Kurz zum Verständnis. Der Erdboden im Regenwald ist sehr dünn und ohne Humusschicht.
Diese kann sich nicht aufbauen, da die Nährstoffe und das Substrat, durch den täglichen Regen ausgewaschen werden.
Die großen Flussysteme transportieren diese Schlammfracht ins offene Meer, wo dann das Leben im Meer explodiert,
weil die Nährstoffe aus dem Regenwald angeschwemmt werden.
Wie sehr alles mit allem zusammenhängt, sieht man an der Tatsache, dass Saharastaub, aufgewirbelt und mit den Passastwinden über den Atlantik geweht wird,
dort abregnet und den Amazonasegenwald düngt.
Was nicht vom Wald aufgenommmen wird, wird ausgewaschen und gelangt mit dem Amazonas ins Meer,
wo Kieselalgen (Grundlage vielfältigen Lebens) davon profitieren und wachsen.
Interessant ist hier auch, dass Saharasand, von fossilen Rückständen ehemaliger Kieselalgen gebildet wird.
Die nach ihrem Absterben im dort vorhandenen Meer (Thetys) absanken und Sedimentate bildeten,
versteinerten, durchj tektonische Kräfte trockenfielen, durch Erosion zefielen, immer feineren Sand bildeten, …
So sorgen fossile Kieselalgen in Afrika für das Wachsen von Kieselalgen vor der Küste Südamerikas.
Wir beginnen gerade erst damit, tiefere Zusammenhänge zu erkennen und doch gibt es immer mehr Menschen,
denen Wahrheit egal zu sein scheint und nur ihre Vorurteile bestätigt sehen wollen.
Es sind eingeengte Menschen, die unfähig sind, ihren Geist zu befreien. Wahre Freiheit erlangt man nicht
indem man die Wahrheit so lange verbiegt, bis sie zum eigenen Weltbild passt, sondern dadurch, dass man sich der Wahrheit öffnet.
Natürlich strebt jeder Mensch ein Stück weit zur sogenannten „kognitiven Konsistenz“ (etwa „Übereinstimmung nmit dem Denken“).
Aber was manche machen, ist an Dummheit kaum zu überbieten !
(s. Heidi Kastner)
Wir müssen uns der Welt anpassen, nicht umgekehrt, wie manche es propagieren !
Is Odil
Der heutige Spruch psst gar nicht zum Theme, lieber ein anderer :
„Die Wahrheit selbst
ist so wie klares,
frisches Wasser.
Trinkt eine Kuh davon,
so wird es Milch;
trinkt eine Schlange davon,
so wird es Gift.“
(japanisch)
Bist Du Kuh, oder Schlange ?
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