Zur Zeit lese ich eine Zusammenstellung verschiedener Berichte aus verschiedenen Ländern,
die allesamt das Thema Ökozid behandeln. Immer unfassbarere, aber leider legale, Zerstörungen
wertvollster Ökosysteme werden detailliert beschrieben.
Ein Artikel befasst sich mit der Erdölgewinnung aus Ölsanden. Ölsande sind ein Gemisch aus porösem Gestein
(meist quarzhaltiger Sandstein), in dem Bitumen („getrocknet“, also ohne flüchtige Bestandteile) enthalten ist.
Sie kommen rund um den Globus vor, die größten Vorkommen gibt es in Alberta (s. u. [Kanada]) und Venezuela
(Quelle: wikipedia).
Die Vorkommen sind nicht nur in abgelegenen Naturgebieten mit wertvollsten Ökosystemen,
diese Gebiete liegen Teils auch auf angestammten Gebieten der First Nations.
Allerdings haben sie in der, nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten geführten, Debatte keine Stimme.
Die Ölgewinnung aus Ölsanden in Alberta (Kanada) ist das größte und zerstörerischste Industrieprojekt der Erde
und da ja kein Öl gefördert wird, sondern erst aus Bitumen raffiniert wird, ist mit dem Abbau nicht Schluss mit der Zerstörung.
Durch aufwändige Verfahren entstehen pro Barrel Erdöl (119,24xx l), 80 kg Treibhausgase und vier Barrel Abwasser
(Quelle: Wikipedia Link oben).
Der übliche Tagebau, zerstört unwiederbringlich gewachsene Ökosysteme, die sich erst Jahrzehnte nach der „Renaturierung“ wieder erholen.
Sie erreichen jedoch erst in Jahrhunderten wieder die „Leistungen“, die zerstört wurden.
Dieses Verfahren „lohnt“ sich erst, seit die weltweit steigende Nachfrage von Erdöl, diese Art der Erdölgewinnung rentabel machte.
In den Jahrzehnten davor, wusste man davon, nur „lohnte“ es sich nicht.
Wie können sie nur, fragt man sich unwillkürlich, aber die Zerstörungen der Umwelt sind leider oft legal.
Ich zitiere hier aus dem Bericht von Max Wilbert (Im Buch „Ökozid“ s. u.):
„Das Rechtssystem der meisten Länder dieser Welt wird von Unternehmen dominiert (Stichwort: Industriepolitik !) und ist bewusst so angelegt,
dass es die Ausbeutung der natürlichen Welt zur Erzielung von Profit, Wachstum und Entwicklung (im Sinne der Industrie. A.d.R.) erleichtert.“
Und weiter :
„Die Entnahme natürlicher Ressourcen … hat sich in den letzten 40 Jahren verdreifacht, …“
„Die weltweiten Treibhausgasemissionen haben sich seit den 1980er Jahren verdoppelt.“
Die Ölsande sind nur ein Beispiel der rücksichtslosen und profitorientierten Jagd nach dem schnellen Geld.
Wir würden uns nicht in einer Krise befinden, hätten sich unsere Rechtssysteme am Leben und Wohlsein der Bürger orientiert
und nicht an den Profiten der Konzerne.
Wieder einmal erinnere ich an die Industriepolitik, denn die Politik der meisten Länder macht Zerstörung einfach und legal.
Allerdings bleibt das Leben, und damit unsere Grundlage, dabei auf der Strecke. Oben erwähntes Buch
(sehr empfehlenswert, „Ökozid“, ISBN 978-3-98726-043-8) behandelt aus der Sicht „Betroffener“, das Bestreben,
Ökozid als Straftatbestandteil im römischen Statut zu verankern.
Außerdem behandelt es die genaue Formulierung, denn viele, für uns stichhaltige, Formulierungen,
halten einer semantischen Exegese (Prüfung von Satzbau und jedes einzelnen Wortes) nicht stand
und schaffen so „Schluplöcher“ für die Industrie, die ganz legal unseren Planeten zerstört
(s. Ölsande, mariner Bergbau, u, a.)
Wirtschaftliche Interessen haben immer noch Vorrang vor den Bedürfnissen der Menschen.
Dr. Henning Beck (Neurowissenschaftler) beschreibt in seinem Buch „12 Gesetze der Dummheit“ die psychologische Tatsache,
dass uns unser zukünftiges Ich fremd ist. Wir haben keinerlei emotionalen Bezug dazu.
Es ist unglaublich schwierig, gute Vorsätze auch umzusetzen, denn „wir“ finden immer irgendwelche Gründe,
warum wir „ausnahmsweise“ mal nach altem Muster verfahren.
Ich habe „Wir“ bewusst in Anführungszeichen gesetzt, denn was wir vordergründig für „Wir“ halten, hat meist keinen Bestand,
dächten wir darüber nach und versuchten zu ergründen, wer wir eigentlich sind und was wir wollen.
Deswegen ist es auch sehr hilfreich, sich bei allem Verzicht oder jeder Änderung eines als schädlich erkannten Verhaltens,
das uns in Zukunft unsäglich leiden lässt, bildlich immer wieder vorzustellen, was man damit erreicht.
Welche persönliche Freiheit damit verbunden ist, sich für ein anderes Leben zu entscheiden.
Außerdem geht es nicht darum, auf etwas zu verzichten, das wir benötigen (s. Blog Notwendig),
sondern um die Freiheit, weglassen zu können, was wir sowieso nicht brauchen (s. Blog Unverzichtbarer Verzicht)
Hoch den Arsch !
Im Falle von Alkoholismus z.B. winkt das bewusste Erleben des eigenen Lebens,
beim Rauchen eben, eine Verbesserung des Atmens, des Geschmacks, die „Geruchsfreiheit“ der Kleidung und
der Wohnung, bei Gewichtsproblemen (tatsächlichen und nicht krankheitsbedingten), die Leichtigkeit des Seins, etc.
Bei jeder Verhaltensänderung muss man sich selbst zum Erreichen des Zieles motivieren.
Denn der „innere Schweinehund“ will sich jetzt „gut“ fühlen und denkt nicht an die negativen Folgen.
Viel zu gedankenlos machen alle „business as usual“, bzw. töten, was sie lieben.
Unsere Erde ist am Ende und viele jetten um die Welt, als gäbe es kein Morgen.
Man muss sich die Etablierung günstigen Verhaltens, richtiggehend schmackhaft machen, sonst macht einem die sogenannte intrinsische
(innere) Motivation einen Strich durch unsere Vorsätze und wir verfallen in altes Verhalten.
Eine körperliche Sucht ist in etwa 2 Wochen „erledigt“. Eine Verhaltensänderung, soll sie von Dauer sein, bedeutet etwa 3 Monate
Auseinandersetzung mit dem eigenen Ego, weswegen die guten Vorsätze meist scheitern. Das muss man sich bewusst machen !
Ich möchte mich gedanklich gar nicht so weit entfernen. Das Beispiel der Ölsande soll nur zeigen,
wie sehr wir einen Straftatbestand des Ökozids „brauchen“.
Viel zu unreguliert und narrenfrei können internationale Konzerne ihren Profitinteressen nachgehen.
Es ist höchste Zeit, die Umweltzerstörung aufzuhalten und umweltzerstörendes Verhalten zu bestrafen.
Nur leider haben wir keine Zeit mehr, zu handeln (s. alternative Haushaltsmittel und Blog Unverzichtbarer Verzicht)
Sicher „wollen“ wir vordergründig alles einfach, billigst und jederzeit haben.
Aber wenn uns bewusst wird, welchen Preis wir dafür zahlen, relativiert es sich.
Die Industrie hat kein Interesse daran, dass wir zum Nachdenken kommen.
Denn wohldurchdachter Konsum ist geringer Konsum und das will keine Industrie
(s. Blog Unverzichtbarer Verzicht).
Würden wir die tatsächlichen Preise für unseren Konsum an der Kasse bezahlen, kauften wir alle Bio.
Denn dann wäre es nicht nur günstiger, sondern auch billiger als konventionell hergestellte Produkte.
Diese sind nur billiger, weil sie durch Subventionen, Kredite und finanzielle Anreize gestützt werden.
Aber sie sind keineswegs günstiger !
Billig ist nicht gleich günstig !
Lasst uns endlich unsere Marktmacht nutzen und aufgrund unseres, stetig wachsenden, Wissens,
selbst entscheiden, indem wir uns unabhängig von ihren Beeinflussungen machen
(s. Interview Shoshana Zuboff , Buch „das Zeitalter des Überwachungskapitalismus“, ISBN 978-3-593-50930-3).
Kein unmoralisches Geschäftsmodell darf überleben, denn zugunsten des Preises lügen sie wie gedruckt.
Tierwohlklassen sind ein Witz, Eis enthält viel Luft, Produkte werben mit etwas, das gar nicht oder nur in Spuren enthalten ist, …
Damit wir das Gefühl eines „Schnäppchens“ haben, zerstören sie unseren Planeten !
Der richtige Weg ist eben teurer, als der billige.
Schluss damit ! Wir haben es in der Hand. Zwingen wir die Industrie endlich zum Umdenken, es ist fünf nach Zwölf !
Wir können, müssen, alle etwas tun, indem wir etwas tun ! Aber so richtig große Sprünge kann nur die Industrie machen.
Sie haben die Gelder, aber sie bekommen sie von uns.
Also lassen wir unser Geld nur noch in Produkte fließen, die UNSEREN Ansprüchen genügen !
Der richtige Weg ist eben teurer, als der billige .
Sorgen wir durch Nachfrage dafür, dass er nicht nur günstiger ist, sondern auch billiger
(s. Buch „Ökoroutine“ von Michael Kopatz, ISBN 978-3-96238-084-7).
Is Odil
Und wieder ein „elendlanger“ Spruch im Kalender, also einer zum Thema Vorbild:
„Gesell‘ dich einem Besseren zu,
dass mit ihm deine Kräfte ringen;
wer selbst nicht besser ist als du,
der kann dich auch
nicht weiter bringen.“
(Rückert)
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