Zuerst einmal, möchte ich mich entschuldigen. Mir ist gestern das Leben dazwischengekommen
und ich konnte mir nicht die Zeit für diesen Blog nehmen. Also wird er heute „nachgereicht“ 😉 .
Richtig, es geht um die, teils mit Füßen getretenen, Arten des Grases.
Nicht um das rauchbare, obwohl es einen Blog wert wäre !
Wer sich einmal mit ganz normalem Rasen für den Garten beschäftigt hat weiß,
es gibt, alleine schon für den „Rasen“, eine enorme Auswahl unterschiedlicher Samen für verschiedene „Belastungen“.
Also mehr oder weniger unempfindliche Grassorten.
Das ist ein Hinweis auf den Erfolg dieser Art. Die meisten uns bekannten Gräser gehören der großen Familie der sogenannten Süßgräser an.
Alle unsere Getreidesorten gehören zur Ordnung der „grasartigen“ (s. wikipedia) und sind Süßgräser.
Analog dazu gibt es auch Sauergräser, denen z.B. Seggen, Schilf, … angehören.
Sie fanden Verwendung als Einstreu, zur Dachdeckung, für Basteleien, … .
Süßgräser haben nicht nur all unsere Getreide hervorgebracht, sie ernähren auch Unsummen von Tieren. Das bekannteste ist wohl das Rind.
Eine Wiese bietet jedoch auch unzähligen Insekten Lebensraum, Futter, Kinderstube, etc. Aber es hat noch mehr „auf der Pfanne“.
Grasland speichert etwa doppelt so viel CO2, wie eine vergleichbare Waldfläche (s. agrar heute.com).
Und es erbringt noch mehr ökologische Dienstleistungen. Durch das Wurzelsystem fördert es die Bodenfauna, reinigt das Wasser,
speichert CO2 im Boden und sorgt für lokale Versickerung.
Allgemein glauben wir, Wald sei der CO2 Speicher überhaupt. Aber weit gefehlt.
Zudem setzt Wald bei, zu erwartenden, häufigeren Waldbränden, das gespeicherte CO2 fast vollständig wieder frei,
im Gegensatz dazu, ist in Grasland der Hauptanteil des CO2s im Boden gespeichert und verbleibt dort,
auch wenn das trockene Gras darüber mal abbrennt.
So sind Graslandschaften nicht nur enorme CO2 Speicher, sie fördern das Bodenleben, reinigen Wasser
und ernähren nicht nur unzählige Insekten und Weidetiere,
auch Insektenfresser und Raubtiere profitieren von der Vielfalt.
Längst ist Gras von Weiden ein Wirtschaftsfaktor, man kann es lagern (Scheunen), als Silage verwenden und im Winter an das Vieh verfüttern.
Gras gewährleistet also auch in der kalten Jahreszeit, das Überleben des Viehs.
Und es hat noch eine erstaunliche Eigenschaft. Andere Pflanzen verkümmern und leiden unter „Verbiss“, nicht so Graspflanzen.
In Jahrmillionen sind grasfressende Tiere und das Gras eine Symbiose eingegangen
(das Zusammenleben verschiedener Arten zu gegenseitigem Nutzen).
Sie haben also den „Nachteil“ des Verlustes an Pflanzenmasse, zum Vorteil genutzt, indem sie durch Verbiss oder Mahd
einen Wachstumsimpuls bekommen, der für mehr Durchwurzelung und neuen Trieben sorgt.
Dadurch sind sie so erfolgreich und auf allen nichtbewaldeten Flächen zu finden.
Deswegen ist es auch nicht sinnvoll, gänzlich die Abschaffung sämtlicher Rinder zu fordern,
denn sie halten Flächen frei von Waldwuchs und verhindern so eine Verbuschung und Verwaldung freier Flächen.
Viele Landschaften sähen heute ganz anders aus, würde es keine Viehwirtschaft geben.
Man sieht deutlich, dass Anpassung erfolgreicher ist, als Abwehr. Im Buddhistischen wird das Ideal gerne mit einem elastischen Grashalm
(auch Bambus ist ein Gras) im Wind verglichen. Je biegsamer, und elastischer man sich dem Wind (des Lebens. A.d.R.) beugt,
desto eher überlebt man. Wer sich dagegenstellt, knickt irgendwann ein.
Oder was macht unser Körper bei Belastung ? Die Haut bildet Hornhaut, unsere Knochen bauen sich entsprechend der Belastung auf,
Herz- Kreislauf und Muskulatur wachsen und stellen sich auf die Mehrbelastung ein.
Nur unser Geist (unsere Faulheit), entwickelt Vermeidungsstrategien. Aber es liegt auf der Hand,
wer immer nur den einfachsten und scheinbar bequemen Weg wählt, ist den Belastungen des Lebens bald nicht mehr gewachsen.
Natürlich kann man so einen Körper auch keiner Belastung aussetzen, weil er gar nicht die Voraussetzungen mitbringt,
lange genug ohne Schaden zu überstehen, bis man nachgeben kann, also elastisch reagiert.
Nur, wenn wir nicht einknicken, können wir uns wieder aufrichten (s. buddh. Gleichnis o.).
Dieses „Training“ für das Individuum, hat die Evolution für die ganze Ordnung der Grasartigen übernommen und so überlebten die,
die besser an die Belastungen des Standortes angepasst waren. Gras reagierte nicht mit Giften, Bitterstoffen, etc.,
sondern mit vermehrtem Wachstum, um den Verlust eines Halmes mit neuen Trieben zu kompensieren.
Er stellt den Belastungen des Lebens, Leben entgegen. Wird eins „vernichtet“, entstehen zwei neue. nicht aus, also er-, weichen,
sondern sich wappnen, dass man nich verletz wird und kontrolliert nachgeben,
um nicht „kaputt“ zu gehen und schlussendlich einzuknicken !
Wir können viel von den Eigenschaften des Grases lernen. Es ist hart (Bambusstab) aber elastisch (Gräser im Wind).
Die Härte benötigt es, um Spitzen standzuhalten, die Elastizität, um Spitzen vor dem Bruch nachgeben zu können.
Derart ausweichendes Gras, wird gespannt, wie eine Feder und schnellt bei nachlassender Belastung wieder zurück.
Nach einer Böe, richtet es sich wieder auf.
Dieses Prinzip haben sich auch einige erfolgreiche Kampfkünste zu Eigen gemacht, indem die Kraft des Gegners genutzt wird,
um aus der Kraftrichtung zu entweichen (ich selbst habe 1,5 Jahre Kung Fu unterrichtet und weiß etwas davon ! 😉 )
Gleichzeitig gibt es Techniken, die einen scheinbar zurückweichenden Arm nur spannen,
welcher nach „Freigabe“ seinerseits auf den Gegner zurückschnellt.
Wer diese Techniken beherrscht, nutzt die Kraft des Angriffes für die Verteidigung und knickt, analog zum Gras, nicht ein.
Denn wer einknickt, kann sich nicht wieder aufrichten und der Kampf ums Überleben ist verloren !
Jetzt aber nicht denken, Grasland sei die Lösung (s. Blog Trotzdem) . Jede Landschaftsform hat ihr Funktionen.
Jede Tierart ist an eine andere Landschaftsform angepasst und in der Vielfalt liegt die Chance.
Denn weder Grasland, noch Wälder alleine, können alle ökologischen Dienstleistungen,
die wir und alle Lebewesen benötigen, leisten.
Grasland ist vom „Regenmacher“ Wald abhängig, so wie Wälder von Graslandschaften abhängen.
Wälder sorgen für stete Verdunstung und Wolkenbildung, die das Wasser der Ozeane landeinwärts zu transportieren
und Wild äst auf Waldwiesen, also Grasland. Es wandelt Gras in Dünger (es zieht Energie daraus) um und düngt damit die Wälder.
Grassoden sind hervorragend zur Isolation von Gründächern geeignet.
Die fördern die Artenvielfalt, halten Regen zurück, geben das Wasser langsam ab
und puffern somit Spitzen von Starkregen.
Alles in allem, wenn man genauer hinsieht, hat jedes Ökosystem so viele Vorteile für uns, dass es schmerzt zu sehen,
wie profitgierige Konzerne mit ihnen umgehen.
In all meinen Blogs versuche ich darzustellen, dass es ohne Natur keinen Menschen gibt !
Nach all dem müsste es uns dämmern, dass wir der Industrie keinerlei Glauben schenken dürfen,
denn sie sieht ausschließlich ihren schnellen Vorteil, gibt sich aber grün und verantwortungsvoll.
Sie scheinen ökologisch, ohne ökologisch zu sein !
Wir, die Verbraucher haben es in der Hand, indem wir uns bilden. Je mehr wir wissen, umso weniger können sie uns als grün,
nachhaltig und verantwortungsvoll verkaufen, denn sie verschaffen sich oft nur einen grünen Anstrich :
Wir müssen uns selbst um Wahrheit kümmern, dann kann es „der Markt regeln“, weil wir uns nicht mehr für dumm verkaufen lassen
und wirklich ökologischen Produkten den Vorzug geben.
Auch wenn sie anfangs mehr kosten, das ändert sich, je mehr ökologisch und nachhaltig leben zur Routine wird
(s. Buch: „Ökoroutine“, Michael Kopatz, ISBN 978-3-96238-084-7).
Wer bewusster konsumiert, braucht weniger und spart bares Geld. Wenn wir die ersparten Gelder in nachhaltige
und echte Bio Produkte investieren, leben wir gesünder, werden glücklicher und üben den Druck des Marktes aus.
Denn billig ist nicht gut.
Prävention mag viel kosten, richtig, aber viel, viel mehr kostet es uns, wenn wir nichts tun ! Das gilt für alles.
Wir haben uns an den Versprechungen der Industrie orientiert, haben ihre bunte Welt des schnellen „Genusses“ verinnerlicht
und darüber seit Generationen unsere Kinder, also unsere Zukunft vernachlässigt.
Jetzt fällt uns alles auf die Füße und wir haben Menschen, die nicht ihr volles Potential
in die Lösung eines jahrzehntelang wachsenden Problems stecken können.
Schlicht weil sie nicht können, denn wir haben sie nicht dazu befähigt !
Wir müssen unsere Kinder in ihrem Kampf unterstützen, sie können in diese modernen Welt Dinge, die wir nicht können
und wir können Dinge die ihnen fremd sind, also gar nicht in Betracht kommen !
Wir haben immerhin schon etliche Jahrzehnte „Kampferfahrung“.
(Bots, Album „Botst zusammen“, Titel „Aufsteh’n“)
System change, wir wollen überleben ?
Is Odil
Ein komplizierter Spruch für Geübte im Kalender, also ein anderer
„Die Tugend muss ihre Fortschritte
durch die Tat beweisen.
Es kommt nicht darauf an,
sich theoretisch darüber klar zu sein,
was man tun soll,
sondern man muss auch einmal Hand anlegen
und die Gedanken in die Wirklichkeit umsetzen.“
(Seneca)
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